"Books are uniquely portable magic." (Bücher sind einzigartige tragbare Magie.)
~Stephen King~

Samstag, 4. Februar 2017

[Buchrezension] "Auseinandergelebt" von Florian C. Booktian



- selfpublished (CreateSpace Independent Publishing Platform)
- 314 Seiten
- erschienen 2016

 

 
Inhalt
Leon kommt nach einer langen Nacht nach Hause und wird von seiner Freundin Carina mit ihren Beziehungsproblemen konfrontiert. Nun versucht er, die Beziehung zu retten - und muss dafür so einiges durchstehen...
 
Meinung
Der Klappentext hat mich angesprochen, obwohl er schon sehr viel vom Inhalt verrät. Hier hätte ich mir vielleicht gewünscht, dass weniger vorweg genommen wird, denn so gab es nur noch wenige Überraschungen. 

Die Handlung hat einen roten Faden, dem sie folgt, trotzdem passiert eine Sache nach der anderen, was das Ganze rasant macht. Dies hat mir gut gefallen, weil es Spaß gemacht hat, die Protagonisten bei ihren vielen verrückten Erlebnissen zu begleiten. Allerdings reiht sich eine merkwürdige Sache an die nächste, was mir dann im Laufe des Lesens zu viel wurde. Der Autor merkt selbst in der Danksagung an, dass das Buch unrealistisch sei. Da habe ich mich dann doch gefragt, warum er für manche Szenen dann keine anderen Lösungen gesucht/gefunden hat, wenn er dies schon selbst so feststellt. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber ein Beispiel geben, damit man sich besser vorstellen kann, was ich meine. Leon braucht eine Blutentnahme und ihm fällt spontan als Erster sein ehemaliger Biologielehrer ein, der dann ganz zufällig auch früher mal als Arzt tätig war und ein Labor hat - von dem Leon allerdings zuvor nichts wusste. Hier hätte der Autor ja entweder Leon von dem Labor wissen lassen können oder meinetwegen irgendeinen Freund/Bekannten statt dem ehemaligen Biologielehrer auftreten lassen können. 

Auch über die Protagonisten musste ich sehr oft den Kopf schütteln. Leon bewirbt sich z. B. bei einer Firma, ohne überhaupt zu wissen, was dort eigentlich gemacht wird. Immerhin geht es um einen Ausbildungsplatz und nicht um einen Aushilfsjob. Da würde ich doch wissen wollen, was mir die Ausbildung später z. B. als Weiterbildungsmöglichkeiten bietet und was ich dann damit anfangen kann. Ich hatte durch solche Szenen immer wieder das Gefühl, dass das Buch nicht ganz durchdacht war und nur das Handlungsgerüst stand, das dann "aufgefüllt wurde". Das kann man natürlich so machen, aber ich fand es schade, das als Leser so zu empfinden, weil es insgesamt dadurch für mich leider unglaubwürdig wurde. (Ob der Autor tatsächlich in dieser Art geschrieben hat, weiß ich natürlich nicht, aber ich habe es eben so empfunden.)

Für die Protagonisten konnte ich keine Sympathie empfinden. Jedes Mal, wenn ein neuer Charakter hinzukam, sagte er etwas oder handelte so, dass er mir sofort ebenfalls unsympathisch wurde.

Für mich waren viele Handlungen der Protagonisten nicht nachvollziehbar und das lag nicht zuletzt an dem Zeitsprung, der nach wenigen Kapiteln ganze zehn Jahre in die Zukunft, also sozusagen ins "Jetzt" der Protagonisten springt. Das Buch handelt ja angeblich davon, dass Leon und Carina sich auseinandergelebt haben. Das mag auch sein, doch leider wird über diese zehn Jahre geschwiegen oder ich habe es schlichtweg überlesen. Es wird nur immer wieder betont, dass Leon nicht zuhört. Aber allein daran kann es doch nicht gelegen haben, dass die Beziehung zerbrochen ist?! Hier hätte ich mir so etwas wie Rückblenden gewünscht mit Szenen, die das alles besser verdeutlicht hätten. Solche Zeitsprünge in die Zukunft sind immer Geschmackssache und wenn es passt, ist es für mich super, aber hier fand ich es eher verwirrend. 

In den Text, vor allem die Dialoge, sind immer wieder Weisheiten eingestreut, was das Ganze wohl philosophisch machen sollte. Leider war mir auch das ein bisschen zu viel des Guten. 

Meiner Meinung nach bringt der Autor ständig irgendwelche Nebensächlichkeiten ein, die von der eigentlichen Handlung immer wieder ablenken und das Buch ausbremsen. So erfährt der Leser alles Mögliche, was früher mal hier und dort war und auch von Menschen, die mal hier und dort gelebt haben. Das war zwar interessant, hatte aber weniger mit unseren Protagonisten zu tun und ich empfand es nur als überflüssig. Ich habe es gelesen und sofort wieder vergessen.

Nach diesen ganzen kleinen Kritikpunkten muss ich trotz allem sagen, dass mich das Buch größtenteils unterhalten hat - nämlich dann, wenn es mal nicht um diese Nebensächlichkeiten ging, sondern unsere Protagonisten zusammentrafen. Über die Charaktere hat der Autor sich wirklich Gedanken gemacht. Sie sind alle ziemlich verrückt, aber vielleicht haben sie ja nach Erschaffen auch teilweise ein Eigenleben entwickelt ;-).

Die Ideen des Autors haben Potenzial, das aber für mich nicht ganz ausgeschöpft wurde. Vielleicht hätte er nicht so viele davon in einem Roman verarbeiten sollen, dann wären sie möglicherweise für mich glaubwürdiger und authentischer gewesen. Weniger ist an dieser Stelle in meinen Augen manchmal mehr.

Insgesamt ein ziemlich verrücktes Buch - im positiven Sinne -, das mich unterhalten konnte, mich aber auch oft den Kopf schütteln ließ.

Bewertung
♥♥♥

Vielen Dank an den Autor für das Rezensionsexemplar!

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