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Mittwoch, 16. November 2016

[Buchrezension] "Anfängerfehler" von A. R. Klier

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*Bildquelle*


- erschienen bei Books on Demand
- 276 Seiten
- Originalsprache: Deutsch

 
 
Inhalt
Frederik ist Assistenzarzt an einer Hamburger Klinik. Ehe er sich versieht, gerät er plötzlich an skrupellose Verbrecher und muss um sein Leben fürchten...

Meinung
Zunächst möchte ich einen Auszug aus dem Klappentext zitieren:

"Assistenzarzt Frederik [...] [stößt] auf Ungereimtheiten [...]: Warum verliert ein Patient nach dem anderen sein Leben? Er geht der Sache nach und gerät in den Sog eines Skandals von gewaltigen Ausmaßen. [...]"

Dieser Klappentext hat mich neugierig gemacht. Ich hatte auf einen Medizinthriller gehofft, bei dem ein brisanter Skandal aufgedeckt wird. Leider wurde ich enttäuscht, denn der Klappentext ist in meinen Augen irreführend (dazu später mehr).

Die Handlung an sich dreht sich um Frederik, dessen Alltag als Assistenzarzt vor allem zu Beginn des Buches wiedergegeben wird. Hier hatte ich das Gefühl, dass die Autorin gut recherchiert hat und es hat mir Spaß gemacht, von Frederik und seiner Arbeit zu lesen. Nicht nur die Arbeit als Assistenzarzt steht im Vordergrund, es bahnt sich auch eine Liebesgeschichte an. Die Entwicklung dieser Beziehung ging mir etwas zu schnell, aber das ist Geschmackssache. 

Das Buch hat mir wirklich gut gefallen, doch dann kommt es zu einem gewissen Ereignis. Ich habe lange überlegt, ob ich es genau benenne, mich aber dagegen entschieden, denn es würde zu viel vorwegnehmen. Es passiert also etwas Negatives im Leben von Frederik, das ihn selbst und auch mich als Leser völlig unvorbereitet getroffen hat. Einerseits war diese überraschende Wendung sehr positiv im Hinblick auf die Handlung, weil sie richtig viel Spannung in die Geschichte bringt. Leider war die Umsetzung des Ganzen aber nicht so meins. Frederiks Gefühls- und Gedankenwelt war für mich nachvollziehbar, aber meiner Meinung nach fand ich die Situation, in die Frederik gerät, und vor allem auch wie er damit umgeht, etwas merkwürdig. Ich habe schon viele Protagonisten in gleicher Situation erlebt und bisher konnten mich die meisten davon mehr überzeugen als Frederik. Ich weiß, dass es schwierig ist, meine Worte zu verstehen, wenn man das Buch noch nicht gelesen hat, aber ich möchte nicht spoilern. 

Frederik ist dann im Laufe der weiteren Handlung auf der Flucht vor skrupellosen Verbrechern, die Katz und Maus mit ihm spielen. Insoweit ist der Klappentext also richtig. Allerdings konnte ich während des Lesens nicht feststellen (wie im Klappentext beschrieben), dass reihenweise Patienten sterben. Im gesamten Buch sterben ein bis zwei Patienten, und zwar unter völlig normalen Umständen und ohne dass jemand auf die Idee käme, hier auf Ungereimtheiten zu stoßen. So etwas wird mit keiner Silbe erwähnt. Das hat mich bis zuletzt stutzig gemacht, denn sollte es nicht genau darum gehen? 

Als dann die Auflösung des Ganzen kommt, konnte ich es nicht fassen. Auf den letzten Seiten stecken so viel Potenzial und Ideen dahinter, dass ich mich gefragt habe, warum die Autorin diese nicht genutzt und in die Handlung eingebaut hat. Ich werde natürlich nicht die Auflösung verraten, dazu aber so viel: Frederik gerät ins Visier der Verbrecher, weil er tatsächlich einem Skandal auf der Spur war (das ist kein Spoiler, denn der Klappentext läuft darauf hinaus, man erwartet es also regelrecht) - allerdings zu einer Zeit, die VOR unserer Handlung spielt. D. h. es starben reihenweise Patienten unter mysteriösen Umständen (ebenfalls ein Teil des Klappentextes), aber eben nicht während dieses Buches, sondern VORHER. Da habe ich mich gefragt: WARUM? Daraus hätte man doch einen wunderbar spannenden und interessanten Medizinthriller schreiben können, wie ich sie z. B. von Tess Gerritsen und Robin Cook so liebe und wie ich ihn eben auch hier erwartet hatte. 

Stattdessen geht es in diesem Buch sozusagen lediglich um die Folgen des Skandals und seiner Ausmaße und nicht um den Skandal selbst.

Ich war am Ende also sehr enttäuscht, weil das vorhandene Potenzial aus mir unerfindlichen Gründen nicht ausgeschöpft wurde. Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen, auch wenn ich sprachlich noch ein paar Dinge anmerken möchte. Die Autorin versucht oft, Synonyme zu finden, was ich gut finde. Allerdings musste ich schon schmunzeln, wenn Frederik dann z. B. zum "Blonden" wurde. Genervt hat mich, dass "Sie" und "Ihnen" als Höflichkeitsform immer klein geschrieben wurde. Von einem Buch kann ich erwarten, dass das richtig gemacht wird.

Leider hat das Buch am Ende für mich mehr Fragen als Antworten parat gehabt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin aus der Auflösung am Ende ihre Handlung für dieses gesamte Buch gestrickt hätte. Insgesamt gab es für mich sehr viele kleine Ungereimtheiten.

Das Buch ist nicht besonders dick, so dass manche Themen nur oberflächlich angekratzt werden. Hier hätte ich mir manchmal mehr Details gewünscht. Ich habe gehört, dass die Autorin bereits an einer Fortsetzung schreibt. Ich bin sehr gespannt darauf und hoffe, dass diese vielleicht noch ein paar Antworten gibt.

Bewertung
♥♥♥

Vielen Dank an die Autorin und Books on Demand für das Rezensionsexemplar!

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