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Montag, 26. November 2018

[Buchrezension] "Glück findest Du nicht am Automaten" von Mo von Glückszone




- selfpublished
- 2018 erschienen
- 146 Seiten

Inhalt
Der unter Pseudonym schreibende Autor war spielsüchtig und möchte anonym bleiben, weil er als Polizist tätig ist. Er beschreibt sein Leben mit der Sucht und seinen Weg hinaus.

Meinung
"Glücksspiel kann süchtig machen." Dieser Satz begleitet Werbungen für Glücksspiele. Ich habe ihn schon oft gehört, mir aber bislang wenige Gedanken darüber gemacht. 


Trotzdem hat mich das Buch angesprochen, weil ich daran interessiert bin, Biographien und Ratgeber zu lesen, um mich fortzubilden, Neues zu lernen und sozusagen Nutzen aus Erfahrungen anderer Menschen ziehen möchte. 

Das Vorwort ist eher eine Danksagung und auch sonst gab es für mich zu viel "Vorgeplänkel", bevor das eigentliche Buch beginnt.

Bei Sachbüchern ist mir vor allem die Übersichtlichkeit wichtig, die hier leider nicht gegeben ist. Das fängt schon beim Inhaltsverzeichnis an. Jede einzelne Kapitelüberschrift ist mit Seitenzahl aufgeführt, auch wenn die Kapitel nur ein paar Zeilen lang sind. Das kann man machen, ist mir persönlich aber zu detailliert. Die Gliederung machte auf mich auch innerhalb des Textes einen unstrukturierten Eindruck. Der Autor geht chronologisch vor und erzählt seine Geschichte, aber mir fehlte trotzdem der rote Faden. 

Wie immer fließen Form, Rechtschreibung/Grammatik nicht in die Bewertung ein, ich möchte sie aber nicht unerwähnt lassen. Mir fallen solche Dinge nun einmal auf und solche Fehler können meinen Lesefluss stören, weil ich darüber stolpere. Ein Lektorat hätte dem Buch an der einen oder anderen Stelle gut getan. Der Autor nutzt keine Silbentrennung und hat eine sehr große Schrift gewählt. Er schreibt umgangssprachlich und nimmt kein Blatt vor den Mund. Da Letzteres in diesem Fall zum Inhalt passt, fand ich es stimmig.

Ich hatte einige Erwartungen an das Buch, was seinem Untertitel "Deine Schritt für Schritt Anleitung aus der Spielsucht" geschuldet ist. Leider gibt es diese Anleitung tatsächlich im Buch nicht, was mich enttäuscht hat. Der Autor hat quasi sein eigenes Thema verfehlt. Er gibt zwar Ratschläge und spricht den Leser auch direkt an (wobei er sich zwischen Duzen und Siezen entscheiden sollte), aber es las sich eher wie eine Biographie als ein Sachbuch zum Thema Spielsucht. 

Ich habe durch das Buch sehr viel über einen Spielsüchtigen erfahren, mit zahlreichen Beispielen beschreibt der Autor sein Leben. Das Buch richtet sich an Angehörige von Spielsüchtigen und an Spielsüchtige selbst, die aus der Sucht ausbrechen möchten. Den ersten Tipp aus der Spielsucht heraus gibt es dann allerdings erst auf Seite 135 von 146, was dem Untertitel absolut nicht gerecht wird. Der Untertitel passt nicht zum Buch. Er verspricht dem Leser etwas, was das Buch nicht halten kann.

Das hat dazu geführt, dass ich von dem Buch sehr enttäuscht war. Es hält nicht, was es verspricht. Ich habe zwar wie erwartet Einblicke in das Leben eines Spielsüchtigen bekommen, die sehr detailgetreu sind und interessant waren. Außerdem habe ich Neues dazugelernt. Trotzdem konnte ich dem Buch keine überragenden Tipps für Betroffene entnehmen. Ganz im Gegenteil sehe ich sogar die Triggergefahr. Der Autor beschreibt ausführlich, wie er in die Sucht hineingelangt ist und welche Wege er fand, um zum Beispiel neue Geldquellen zu erschließen. Sollte also ein Spielsüchtiger das Buch lesen, könnte er diesbezüglich neue Ideen vermittelt bekommen, was meiner Ansicht nach tiefer in die Sucht führen könnte.

Natürlich kann man das Buch "im Umkehrschluss verstehen". Das bedeutet, der Süchtige soll eben das gerade nicht tun, was der Autor gemacht hat. Aber ob sich daran wirklich jeder Süchtige halten kann, der mitten im Suchtverhalten steckt, wage ich zu bezweifeln. Ich bin natürlich kein Experte auf diesem Gebiet, sehe hier aber trotzdem die Triggergefahr.

Ich sehe das Potenzial dieses Buches eher darin, Angehörigen und Freunden eines Süchtigen die Augen zu öffnen und ihn besser verstehen zu können. Sie können seine Suchtgedanken und -handlungen sicherlich besser nachvollziehen und ihm ggf. helfen, wenn sie dieses Buch gelesen haben. 

Insgesamt ist es also eher die Biographie eines Spielsüchtigen, der aus der Sucht herausgefunden hat, als eine Anleitung für Betroffene aus der Spielsucht. Ich halte das Buch geeigneter für Angehörige als für Spielsüchtige selbst, da ich die Triggergefahr sehe.

Bewertung
♥♥

**Vielen Dank an den Autor für das Rezensionsexemplar!**

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