"Books are uniquely portable magic." (Bücher sind einzigartige tragbare Magie.)
~Stephen King~

Freitag, 3. Mai 2024

Offener Brief an lesende Menschen, die "zu viel Queerness" in Büchern bemängeln

Heute wende ich mich nicht an die Leser:innen dieses Blogs, sondern an lesende Menschen, die in Rezensionen, Gesprächen und/oder einfach so für sich finden, dass in Büchern "zu viel Queerness" herrscht.

Seit ich mich vor ca. drei Jahren als pansexuell geoutet habe, stehe ich für die queere Community ein. Nicht in jeder Situation und nicht jedem (queerfeindlichen) Menschen gegenüber, aber so oft es geht und so oft ich mich traue.

Da ich meine Meinung öfter teilen möchte, auch wenn ich anecke, tue ich das jetzt einfach mal in Form eines offenen Briefes.

Stell' Dir vor, es wäre andersherum: Queerness wäre die Norm und Heterosexualität wäre es nicht. Nun stell Dir weiter vor, Du stehst als Frau auf Männer (oder umgekehrt), liest aber viele Jahre lang ausschließlich Bücher, in denen z. B. Frauen Frauen + Männer Männer lieben, trans Personen vorkommen usw. Weil es keine Bücher mit Heterosexualität gibt.

Irgendwann gibt es dann Bücher mit wenigen heterosexuellen Beziehungen. Und plötzlich erscheint ein Buch mit vielen oder sogar fast ausschließlich heterosexuellen Figuren. Du fühlst Dich plötzlich gesehen, kannst Dich mit den Figuren identifizieren. Und vor allem: So eine Welt wünschst Du Dir (manchmal).

Wie würdest Du Dich dann fühlen, wenn eine queere Person dazu meint "boah nee, das war mir zu viel Heterosexualität"- nachdem Du jahrelang Bücher lesen "musstest", die nur queere Figuren und deren Liebe und Identitäten beinhalten?

So, wie sich dieses Buch für Dich angefühlt hat, fühlen sich heteronormative Romane oft für queere Menschen an.

Nun habe ich gerade selbst eine Reihe gelesen, in der viele queere Themen und Beziehungen eine Rolle spielen. Und ich habe das gefeiert! Gleichzeitig fielen mir aber die Kommentare und Rezensionen wieder ein, in denen von "zu viel Queerness" die Rede war. Und ich habe mir überlegt, diesen offenen Brief zu verfassen.
 
Denn ich sehe es kritisch.

Queerness in Büchern ist unfassbar wichtig, und zwar mehr als Randfiguren hier und da. Toleranz, Akzeptanz und Sichtbarkeit können nur entstehen, wenn es viel davon gibt. Facettenreichtum ist das Stichwort. Es gibt bekanntlich viel mehr als Homosexualität im queeren Spektrum. Schwule Figuren gibt es öfter als andere queere Charaktere. Wenn sich nun ein:e Autor:in vornimmt, einige weitere sexuelle Orientierungen aufzunehmen, fühlen sich auch diese Menschen repräsentiert (zum Beispiel Asexualität und Pansexualität sind sehr rar, aber auch lesbische Frauen sind eher unterrepräsentiert in meinen Augen).

Früher hätte ich mir Bücher mit LGBTQIA+ gewünscht. Denn seit ich sie lese(n kann, weil es sie gibt), fühle ich mich nicht mehr so "anders" und allein. Und ich würde mir wünschen, dass queere Figuren auch in Romane eingebettet werden, ohne dass ich in Unternischen bei Verlagen danach suchen muss.
 
Mir kommt es nicht darauf an, Deine Worte auf die Goldwaage zu legen. Als Bloggerin weiß ich selbst, wie lange man manchmal an Formulierungen feilt und am Ende doch nicht so zufrieden ist.

Stattdessen möchte ich zu bedenken geben, dass Sichtbarkeit in Büchern usw. enorm wichtig ist und quasi gilt "je mehr, umso besser" - zumindest dann, wenn sie sich passend in die Geschichte einfügt und sich ein rundes Ganzes ergibt. Denn ist es nicht logisch, dass queere Charaktere auch ein größeres queeres Umfeld haben?

Ich weiß, wie es sich anfühlt, queer zu sein und das ist mit nichts vergleichbar. Deshalb finde ich es manchmal schwer, die richtigen Worte dafür zu finden. Einerseits sind wir eine so genannte Minderheit. Gleichzeitig sind wir manchen Menschen aber auch wieder zu laut, wenn wir unsere Meinung vertreten. 

Queer zu sein gehört zu meiner Identität und ich freue mich darauf, weitere Bücher mit queeren Charakteren zu entdecken und auf diesem Blog vorzustellen - ganz egal, was Du davon hältst. 
 
Denn unabhängig davon, ob Du diese Bücher gerne liest/Dich daran störst, können sie anderen - queeren - Menschen helfen, sich gesehen zu fühlen und/oder sie in ihrem Coming-Out zu bestärken.
 
Melli 
 
***
 
Anmerkung:
Ich habe beschlossen, ausnahmsweise nicht die Kommentare unter diesem Beitrag direkt zu beantworten. Inzwischen ist es mir doch ein Anliegen, einige Worte persönlich an die Kommentierenden zu richten.
 
Trotzdem kann ich eine Sache nicht so stehen lassen: 
 
Natürlich wird ein Buch unrealistisch, wenn zum Beispiel ausschließlich eine Körperform dargestellt wird.
 
Queerness ist aber eben gerade NICHT mit kleinen, großen, übergewichtigen, schlanken, hübschen usw. Figuren vergleichbar.

Stattdessen rangiert Queerness auf einer ganz anderen Ebene und hat ein vollkommen anderes Ausmaß. Queere Menschen wurden jahrhundertelang diskriminiert, verfolgt, inhaftiert und ermordet. Es gab schon immer queere Menschen, sie werden nur heute durch Medien aller Art sichtbar gemacht, zum Beispiel durch Bücher. 

Vermutlich spielt die Anzahl an queeren Figuren gar nicht die zentrale Rolle in einer Handlung, sondern wie die Charaktere gezeichnet sind. Wenn eine Geschichte beispielsweise von einem schwulen Mann handelt und es wird kurz erwähnt, dass er auf Männer steht oder er geht ohne viele Worte eine Beziehung mit einem Mann ein, wird seine Queerness in meinen Augen prima eingebettet. Wird dagegen in jedem zweiten Satz penetrant erwähnt und betont, dass er schwul ist, fände ich das übertrieben, unnötig und dann auch ab einem gewissen Punkt unrealistisch, wenn weitere queere Figuren hinzukommen UND bei ihnen genauso verfahren wird. Dann wäre die Geschichte womöglich mit queeren Aussagen überladen, aber nicht mit queeren Figuren. Hierbei spielt gewiss auch die eigene Lebensrealität eines jeden Menschen eine Rolle, wie er das wahrnimmt.

Ich möchte keine öffentliche Diskussion zu dem Thema führen, weil es mich emotional sehr berührt und quält. Hätte ich beispielsweise zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gelebt, wäre ich auch inhaftiert und möglicherweise ermordet worden. Und auch heute muss ich mir genau überlegen, in welche Länder ich reise und welche Gesetze dort gelten. Denn immer noch in 66 Ländern wird insbesondere Homosexualität strafrechtlich verfolgt und auch die Todesstrafe existiert weiterhin in über zehn Staaten.

18 Kommentare:

  1. Hallo Melli,

    danke dir für deine Worte zu dem Thema. Ich zähle mich zu jenen, denen es zu rasch zu queer werden kann. Nicht, weil mich Queersein oder eine queere Realtiät stört, sondern weil es für mich nicht zur Geschichte passt. Derzeit lese ich die Pik-Sieben-Reihe, in welcher sehr viele - meiner Meinung nach zu viele - Charaktere auf queer sind. Es wird ein bunter Regenbogen repräsentiert, was zwar schön und wichtig ist, mir aber als Lesende in dem Ausmaß nicht gefällt, weil es unrealistisch wirkt. Es ist eben nicht so, dass jede handelnde Person queer ist und dies noch dazu thematisiert werden muss. Genausowenig, wie jede Person heterosexuell ist, und dies in einem Thriller thematisiert werden muss.

    Ich habe den Eindruck, dass du sehr feine Fühler entwickelt hast. Für mich ist es so, dass ich in Rezensionen die Meinung der Lesenden lesen will und keine Korrektness oder ähnliches erwarte. Wenn einem ein Buch zu feminin ist, dann ist es einem zu feminin, was aber nicht heißt, dass man das Feminine an sich kritisiert. Wenn mir ein Buch zu fantasylastig ist, dann ist es mir zu fantastisch, was aber nicht bedeutet, dass ich Fantasy schlecht finde - mir gefällt es eben meistens nicht. Und wenn mir zu viele queere, große, kleine, pummelige, sportliche oder schöne Menschen bzw. Charaktere vorkommen, dann kommen - meinem Geschmack nach - zu viele davon vor. Was aber nicht bedeutet, dass mich queere, große, kleine, pummelige, sportliche oder schöne Menschen an sich stören. Es ist mein Empfinden zu einer Handlung oder zu einem Buch und nicht mein Urteil gegenüber der Realität. Weißt du, was ich meine?

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Hey Nicole,

      danke für Deine private Nachricht! Sie schlägt für mich die Brücke zwischen meinem Beitrag und Deinem Kommentar.

      Manchmal bin ich über meinen eigenen Mut erstaunt und dann haue ich einen Beitrag wie den obigen raus. Da es sich um einen offenen Brief handelt, wollte ich ursprünglich ausnahmsweise nicht auf die Kommentare direkt antworten und habe stattdessen die Anmerkung oben eingefügt. Inzwischen habe ich aber entschieden, doch persönlich ein paar Worte an Dich zu richten.

      Was einen Blog von einer Website unterscheidet, ist schließlich die Kommentarfunktion. Und der Austausch ist mir sehr wichtig. Wenn ich einen solchen Beitrag veröffentliche, dann mache ich mich angreifbar und verletzlich. Das war mir bewusst.

      Nicht so bewusst war ich mir der Reaktionen, Kommentare und wie schwer es mir fallen würde, damit umzugehen. Denn hier geht es weniger um Fiktion in Büchern als vielmehr um meine alltägliche Realität.

      Liebe Nicole, wir "kennen" uns nun schon einige Jahre über die Blogs, wir lesen Bücher in gemeinsamen Leserunden, kommentieren gegenseitig unsere Beiträge und schreiben auch über ganz andere Themen.

      Ich weiß, wie Du den Kommentar GEMEINT hast. Ich schätze und respektiere Dich ebenso und habe Dich auch sehr gern :-) Und ich weiß, wie ich Deine Worte in dem Kommentar zu nehmen habe.

      In die öffentliche Diskussion zum Thema Queerness in Büchern möchte ich nicht mit Dir gehen, denn das ist für mich sehr emotionsgeladen und ja: Da bin ich empfindlich. Und verletzlich.

      [Das gilt im Übrigen auch für Sprache, da bin ich pingelig (eine meiner Schwächen) und ich möchte gerne das Wort "pummelig" aus Deinem Kommentar streichen, denn ich assoziiere es mit Body Shaming und das wollen wir beide nicht, es war einfach nur ein Beispiel - wenn auch ein doofes ;-)]

      Nicht verstanden habe ich, was Du mit einem "femininen" Buch meinst. Wie kann ein Buch zu feminin sein?

      Die "Pik-Sieben-Reihe" werde ich definitiv lesen und freue mich schon auf die Queerness darin!

      Liebe Grüße Melli

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  2. Einen wunderschönen guten Morgen,

    erstmal danke für deine Worte und das du diesen Text hier gepostet hast :)
    Ich finde es gut, dass es mittlerweile immer mehr Angebot gibt, wo Queere Menschen mit vorkommen. Genau wie in Serien und Filmen. Es wird Zeit! Aber auch hier ist es eher wichtig, dass es zur Story passt und nicht übertrieben wird.
    Wenn es also, wie Nicole Sagt, nur noch Queere Menschen gibt, wird es genauso unrealistisch, als wenn es NUR hetero Menschen gibt.
    Genau das regt mich halt auch in anderen Dingen auf. Serien und Filme, wo alle nur schlank und Bildhübsch sind... Es gibt die unterschiedlichsten Menschen und wieso müssen Paare immer gezeigt werden, dass Männer größer als die Frau sind. Ich kenne so viele PAare, wo es genau andersherum ist. Mein Mann ist 20 Centimeter kleiner als ich ;-) Und im Bekanntenkreis haben wir noch einige von diesen Paaren.

    Das gewisse Maß, dass es in eine GEschichte, ein Leben, Serie und co passt, ist hier ausschlaggebend, aber es ist wichtig, dass man dieses Leben auch immer mehr in Büchern wieder findet!!! Selbst meine Tochter - 8 Jahre - hat jetzt eine Serie geschaut, in der sich ein Junge in einen anderen JUngen verliebt hat. Und sie ist da so wunderbar offen mit umgegangen. Wir haben viel drüber geredet und genau DAS Ist auch nochmal ein wichtiger Punkt, wie ich finde, dass auch Kinder lernen, dass es das normalste auf der Welt ist. :)

    Danke für deinen Beitrag :) Ich hab ihn gern gelesen und auch geteilt :)

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag noch
    Melle

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    1. Hey Melle,

      danke für Deine Gedanken.

      Etwas schwierig finde ich, dass Du vom Thema etwas abschweifst zu bestimmten Körperformen (siehe hinzugefügte Anmerkung in meinem Beitrag oben).

      Finde es sehr gut, dass Du mit Deiner Tochter darüber sprichst. Denn nur so kann es irgendwann Wirklichkeit werden, dass es so gut wie gar kein Thema mehr ist.

      Danke fürs Teilen!

      Liebe Grüße Melli

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  3. Schönen guten Morgen!

    Erstmal finde ich es sehr schön, dass du uns hier mit so offenen Worten deine Meinung schreibst.
    Ich habe schon immer die Einstellung, jeden Menschen so leben zu lassen wie er möchte - einfach weil ich das selbst auch erwarte.

    Die Entwicklung in den Büchern ist super. Zumindest nach meinen Eindrücken, denn bei den Geschichten die ich lese, steht das Thema nicht im Vordergrund, sondern wird "ganz normal" eingebunden. Und das ist es, was ich gut finde. Es ist normal und wird auch so eingefügt, ohne besonders hervorgehoben zu werden. Weil das dann für mich wieder bedeuten würde, dass es "anders", "nicht normal" ist und deshalb besonderer Hervorhebung bedarf.

    Ich kann aber durchaus verstehen, durch die Vergangenheit und die vielen Anfeindungen, dass es hier für manche die Hoffnung gibt, endlich gesehen und verstanden zu werden.
    Da wir alle so unterschiedlich sind ist es schwierig, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Aber gerade bei Büchern sollte man sich einfach raussuchen, was einem gefällt. Ich mag kein Splatter, also lese ich es nicht. Ich mag keine Liebesgeschichten, also lese ich keine (egal ob hetero oder queer) usw.
    Ich hatte aber eben, wie gesagt, auch noch kein Buch, in dem "nur queere Charaktere" vorkamen, was ich wahrscheinlich auch etwas komisch finden würde. Einfach weil man es nicht gewohnt ist.
    Manchmal merkt man aber auch - oder hat zumindest das Gefühl - dass queere Personen nur eingeschoben werden, weil das grade halt nunmal so ist... was ich dann schon etwas doof finde. Aber das kann auch an meinem Empfinden liegen, ich mag da den Autoren auch nichts unterstellen, was ich nicht weiß.

    Was du in deinem Nachtrag geschrieben hast, finde ich sehr gut. Das ist genau das, was ich gemeint habe. Queere Menschen sollten einfach ganz normal in die Handlung integriert werden. Das Aufbauschen bringt nichts, außer ich möchte ein Buch genau zu dem Thema lesen. Ansonsten erhitzt es die Gemüter und die Diskussion geht immer weiter und kommt nicht zu einem Ende. Natürlich ist noch viel Aufklärung vonnöten, aber ich denke, es ist einfacher, es auf einer ruhigen Ebene zu machen und jeden Menschen einfach als Menschen zu sehen. :)

    Alles Liebe, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      nochmal DANKE für Deine Zeilen, Deine Offenheit und Deine Wertschätzung! ♥

      Liebe Grüße Melli

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  4. Liebste Melli

    Nun komme ich auch endlich dazu, mich hier zu melden und es ist mir wichtig, das hier und öffentlich zu tun, auch wenn du natürlich bereits genau weisst, wie ich zu dem Thema stehe.

    DANKE! für deine Worte, deine klare Stellungsnahme und deine sehr intimen Einblicke. Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, wie viele Male du dir wohl bereits zum Thema den Kopf zerbrochen hast, geschweige denn, wie oft du dich in unserer Gesellschaft nicht gesehen und ja, nicht sicher gefühlt hast und es auch wirklich nicht warst.

    Dir zu unterstellen, du wärst halt einfach nur ein wenig empfindlich und würdest unsinnigerweise auf übertriebene "Korrektheit" bestehen, empfinde ich als absolute Frechheit dir gegenüber und leider zeugen viele Kommentare unter Posts wie deinem, dass die meisten Menschen sich nie mit dem Thema auseinandergesetzt haben, aber auch einfach über null Empathie verfügen und sich nicht einmal versuchen wollen, in andere Lebensrealitäten einzufühlen. Gerade unter Buchmenschen kann ich diese Haltung nicht verstehen. Sonst sucht man sich die absurdesten Geschichten, Fantasywelten und Figuren aus, verliebt sich in fiktive Charaktere und leidet mit mittelmässig beschriebenen Heldinnen mit, aber ein Thema, das letztendlich unsere ganze Gesellschaft angeht und das ein echtes, grosses Thema ist, von dem echte, hier in unserer Heimat lebende Menschen betroffen sind und weswegen sie immer noch ausgegrenzt und angefeindet werden, übersteigt die Vorstellungskraft vieler. Unglaublich...

    Ja, es gibt sehr viele schlecht geschriebene Bücher. Es gibt auch sehr viele schlecht geschriebene Bücher mit queeren Figuren. Aber dass diese Bücher objektiv oder subjektiv betrachtet schlecht sind, hat nichts mit den queeren Figuren zu tun. Sondern vielleicht, dass sie schlecht eingearbeitet worden sind, dass sie schlecht erzählt sind, dass die schreibende Person ihr Handwerk einfach nicht beherrscht hat. Und ja, das weiss Melli auch, das muss ihr niemand erklären. Melli möchte auf ganz etwas anderes hinaus. Sie bittet um ein wenig mehr Offenheit, freut sich über alle, die sich einfach einmal auf queere Figuren einlassen und diese vielleicht sogar feiern und sie möchte aufzeigen, was oft ohne böse Absicht geäusserte Kommentare bei ihr für gemischte Gefühle hinterlassen können.

    Es ist doch so: berichtet eine betroffene Person, haben wir alle dieser betroffenen Person zuzuhören. Es ist ganz egal, ob es um Sexismus, Rassismus, Ableismus usw. geht. Lässt uns eine betroffene Person an ihrem Innenleben teilhaben, hören wir zu. Wir nehmen das auf, wir überdenken das, wir lernen daraus, wir dürfen uns sogar unseren Teil dazu denken. ABER WIR SPRECHEN IHR DIESE GEFÜHLE NICHT AB. NIE!!!!

    Ich wünsche mir sehr für unsere Gesellschaft und eigentlich noch mehr für unsere schöne, kleine, eigentlich so heile Buchbubble, dass wir uns dies alle noch ein wenig mehr zu Herzen nehmen können. Danke.

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    1. Hi Livia, ich konnte jetzt in den Kommentaren oben nichts entdecken, dass irgendwie als Vorwurf zu werten wäre oder zu viel Empfindlichkeit angesprochen wurde? Oder meinst du andere Kommentare?
      Ich hab mich mit dem Thema tatsächlich nicht so viel auseinandergesetzt, weil es mich nicht betrifft, aber ich habe dennoch Empathie gegenüber allen Menschen, die in jedweder Art unter Vorhaltungen leiden und kann deshalb absolut verstehen, was Melli schreibt.

      Mit Offenheit rennst du bei mir sozusagen offene Türen ein ;) Ich bin offen für alle Menschen und würde mir wünschen, dass das auch für alle Menschen gilt. Denn Vorurteile gibt es überall. Dass Melli dieses Thema anspricht, weil es sie betrifft und ihr wichtig ist finde ich super und mutig, es hier öffentlich zu schreiben und auch ich würde mir wünschen, dass es gar nicht nötig wäre und die Menschen einfach akzeptieren, dass jeder das Recht hat, so zu leben und fühlen wie es eben ist.

      @Melli: Wenn ich etwas geschrieben habe, dass dich verletzt hat, wäre es schön es zu wissen, denn das war keine Absicht. Ich versuche immer, mitfühlend zu sein und die "richtigen" Worte zu finden, aber gerade geschriebenes kann oft anders aufgefasst werden und es wäre schade, wenn hier ein falscher Eindruck entsteht.

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    2. Liebste Aleshanee

      Ich danke dir so sehr für deine Antwort. Dir wollte ich so oder so noch schreiben, war dann aber gestern zu müde und es tut mir leid, dass du dich nun so ohne Vorwarnung von mir angegriffen gefühlt hast. Du warst nämlich ganz, ganz sicher nicht gemeint. Dein Kommentar zeigt Wertschätzung und Offenheit für das Thema und für Melli und es freut mich, dass ich in der Bücherbubble eine Person wir dich gefunden habe, die nicht nur zeigt, dass sie sich auf andere einlässt, sondern auch stets bereit ist, das eigene Handeln zu hinterfragen.

      Du bist ein wundervoller Büchermensch und ich möchte dich hier nicht missen!!!

      Ganz liebe Grüsse
      Livia

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    3. @Aleshanee:
      Vielen Dank für Deine Worte!

      Oh nein, ganz und gar nicht, Dein Kommentar ist sehr offen, wertschätzend und reflektiert. :-) ♥ Danke dafür!

      Ich kann mich Livia nur anschließen: Du bist eine Bereicherung für unsere Büchercommunity und überhaupt ein toller Mensch :-*

      @Livia: Danke für Deine Zeilen ♥

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    4. Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
      Ich war mir jetzt echt unsicher, denn manchmal benutzt man Wörter oder Redewendungen die anders ankommen als es gedacht war. Und ich will wirklich niemandem auf die Füße treten!
      Man kann nur hoffen, dass "die Toleranz" allgemein bei den Menschen tiefer greift, aber viele sind so in ihre eigenen Probleme vergraben, dass sie leider andere angreifen. Das hilft keiner Seite, erlebe ich aber leider immer wieder, bei verschiedenen Themen.
      Deshalb hoffe ich, dass immer mehr Menschen anderen mit Verständnis begegnen und damit Wellen auslösen, die sich verbreiten <3

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    5. Hey Livia,

      DANKE für Deine Worte, Deine Zeilen, Dein Da-Sein. ♥

      Du hast die Wörter gefunden, die mir manchmal fehlen :-*

      Liebe Grüße Melli

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  5. Liebe Melli,
    danke für deine klare Haltung, ich bin da ganz bei dir!

    Besonders musste ich bei dem Thema an eine romantische Geschichtensammlung zum Advent denken, bei der einige Leser*innen dann meinten, sie müssten die Stories mit queeren Figuren überspringen und hätten ja quasi so und so viele Geschichten weniger dadurch.
    Das hat mich so unfassbar wütend gemacht!

    Obwohl es zum Glück immer mehr queere Figuren in Büchern gibt, ist die Prozentzahl noch immer gering. Sich dann darüber aufzuregen, ist einfach nur peinlich und diskriminierend.
    Selbst wenn es einem "unrealistisch" vorkommen mag, dass alle Hauptfiguren queer sind - es ist ja nunmal eine ausgedachte Geschichte mit hunderten unrealistischer Dinge!

    Danke für deinen Beitrag hier!
    Jule
    (frauhundliest bei Insta)

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    1. Hey Jule,

      vielen Dank für Deinen lieben Kommentar!

      Das Beispiel mit der Geschichtensammlung zeigt, wie wichtig es ist, dass wir weiter aufklären und nicht müde werden, Queerness in Büchern zu integrieren und damit die Sichtbarkeit zu erhöhen.

      Ich kenne auch Beispiele, in denen Menschen ernsthaft der Meinung sind, sich in queere Liebesgeschichten "nicht reinfühlen" zu können. Das ist Quatsch, denn wenn es wirklich richtig toll geschrieben ist, dann kann man sich in so ziemlich alles einfühlen.

      Ja genau: Es gibt so viele unrealistische Dinge, warum sollten dann viele queere Figuren in einer Geschichte zu unrealistisch sein?

      Liebe Grüße Melli

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  6. Schönen guten Morgen!

    Ich hab deinen "Offenen Brief" heute in meiner Stöberrunde verlinkt und hoffe, dass deine Worte auf fruchtbaren Boden fallen <3

    Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
    Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      danke Dir sehr für Deine Verlinkung und Deine Worte!

      Liebe Grüße Melli

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  7. Guten Morgen Melli :)

    Durch Aleshanees Post bei ihrer Stöberrunde bin ich gerade auf deinen Beitrag aufmerksam geworden - und habe ihn mit Neugierde gelesen. An einigen Stellen genickt, anderen gegrübelt.

    Ich selbst bin nicht queer und kann mir dementsprechend auch nicht wirklich vorstellen, wie das ist. Aber als Sozialpädagogin habe ich schon mit vielen Menschen zu tun gehabt und würde meinen, doch zumindest ein bisschen was von dem zu verstehen, wie sich andere fühlen.

    Per se würde ich mir wünschen, das Querness in Büchern "leichter" thematisiert wird. Nicht immer als das Große und mit vielen Hürden verbunden - sondern als etwas natürliches (was es ja auch ist). Einfach eingebettet in die Handlung, ohne großartig Erklärungen abgeben zu müssen - um der Gesellschaft auch zu zeigen, dass es "nichts besonderes", sondern etwas natürliches ist.

    Deswegen liebe ich z.B. die Bücher von Nadine Erdmann - ja, da gibts viele queere Hauptfiguren, aber bis auf eine kurze Thematisierung ist das einfach völlig normal in die Handlung eingewoben und wird nicht permanent thematisiert. Bei den "Totenbändigern" beispielsweise sind alle Totenbändiger pan. Das wird eingangs kurz erwähnt und dann einfach so stehen gelassen.

    Zu viel Querness ... da bin ich tatsächlich bei Nicole. Das ist für jeden Empfindungssache. Ich lese gerne queere Geschichten (vorrangig gay), deswegen stört mich das eigentlich nicht so sehr. Auch nicht, wenn es mehrere queere Pärchen sind (wie bspw. bei "Pik Seven" oder "Teufel sind auch nur Menschen"). Wenn es gut verpackt ist, fühle ich mich einfach gut unterhalten.

    Was ich dagegen nicht mag, ist diese schillernde Darstellung des schwulen besten Freundes. Inzwischen ist das weniger geworden, aber noch vor ein paar Jahren war es gang und gebe in den meisten Geschichten, dass es einen schwulen besten Freund geben muss. Das war nicht meins, weil es so oft übertrieben und künstlich wirkte und nicht natürlich. Da ist es mir auch zu viel des Guten. Aber normal eingewoben finde ich es absolut okay.

    Tatsächlich würde ich mir allgemein von Verlagen (zumeist eher von Großverlagen) mehr Offenheit wünschen - Offenheit gegenüber Themen wie Querness. Aber auch Krankheiten, nicht perfekt aussehende Menschen usw. Einfach allgemein gegenüber Themen, die "nicht einfach sind". Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird.

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
    Andrea

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    1. Hey Andrea,

      dass es "leichter" eingebettet wird, würde ich mir hier und da auch wünschen. Allerdings muss wohl unterschieden werden: in einer queeren Coming-Out-Geschichte gibt es natürlich mehr (Selbst-)Zweifel, mehr Ängste usw. und das kann nur in seltenen Fällen "leicht" erzählt werden, glaube ich. Klar gibt es sicherlich auch einfache Coming-Outs, aber oft ist es doch schwer. Das nur als kurzes Beispiel.

      Bei dem "schwulen besten Freund" bin ich total bei Dir. Das waren auch meine ersten Leseerfahrungen (lange bevor ich begriffen habe, dass ich selbst queer bin) und ich habe es sehr ungerne gelesen. Ich fand es übertrieben, unangenehm und unnötig.

      In meiner Anmerkung zum Brief oben habe ich das auch kurz angerissen: Es sollte "gut geschrieben" sein und quasi "passen". Eine penetrante Darstellung ist in meinen Augen der falsche Weg, da bin ich ganz bei Dir.

      In letzter Zeit bekomme ich so viele gute Tipps zu Queerness in Büchern, aber auch Krankheiten usw., dass ich gar nicht mehr hinterherkomme und meine Wunschliste stets wächst. Das ist, denke ich, ein gutes Zeichen.

      Liebe Grüße Melli

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