"Books are uniquely portable magic." (Bücher sind einzigartige tragbare Magie.)
~Stephen King~

Sonntag, 26. Mai 2024

[Hörbuchrezension] Jonathan Perleth liest "Pageboy: Meine Geschichte" von Elliot Page

 

 



- argon Verlag
- 2023 erschienen
- 566 Minuten
- übersetzt von Stefanie Frida Lemke, Katrin Harlaß und Lisa Kögeböhn
Triggerwarnungen*: Essstörung, sexueller Missbrauch/Vergewaltigung, Selbstverletztendes Verhalten
 
Inhalt
Elliot Page ist Schauspieler und hat sich mit 33 Jahren als trans geoutet. Dies ist seine Geschichte.


Meinung
Das Thema Transidentität beschäftigt mich schon recht lange und ich möchte von trans Menschen mehr darüber lernen, ihre Gefühlswelt besser verstehen und mit ihnen gemeinsam die Vielfalt unserer Gesellschaft feiern. Ich selbst bin nicht trans, aber queer.
 
Deshalb greife ich immer wieder gerne zu solchen Biographien, in diesem Fall in Form des Hörbuchs. 
 
Besonders hervorzuheben ist der Sprecher. Mir ist von Anfang an aufgefallen, dass die Stimme perfekt zur Geschichte von Elliot Page passt. Erst im Anschluss habe ich den Sprecher Jonathan Perleth recherchiert und voilà: Er ist auch trans. Das hat einfach total gut gepasst, weil er sich in den Text vermutlich so gut hineinfühlen konnte, auch wenn seine Geschichte natürlich individuell eine andere ist. 
 
Der einzige Makel, den ich an diesem Hörbuch beziehungsweise am Text für mich persönlich gefunden habe, sind die Zeitsprünge, bei denen ich nicht immer ganz mitgekommen bin. 
 
Ansonsten habe ich es sehr gerne gehört. Es geht um das Leben von Elliot Page, um seine Beziehungen und die Schauspielkarriere, aber auch um die Kindheit und den Weg als trans Mann. 
 
Für mich war dieses Hörbuch eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich kannte ihn aus Filmen wie "Juno", habe von dem Coming-Out als trans Mann aber eher nebenbei aus den Medien erfahren. Über das Coming-Out als solches habe ich mich sehr gefreut, denn Sichtbarkeit ist immer wichtig in der queeren Community. 

Bei dem Hörbuch habe ich vor allem mit Elliot mitgelitten und mitgefühlt. Denn sein Leben war bis hierhin alles andere als leicht. Es hat mich sehr bewegt, welchen Menschen er begegnet ist, mit welchen Familienmitgliedern er sich herumschlagen musste (um es nett zu formulieren), wie schwer er immer wieder verletzt wurde, wie schlimm es teilweise in der Schauspielbranche wirklich für ihn war und welche Steine ihm in den Weg gelegt wurden. 

Aber auch in welchen (toxischen oder schwierigen) Beziehungen er sich zum Teil verloren hat, mit welchen mentalen Problemen und anderen Dingen (siehe Triggerwarnungen) er zu kämpfen hatte, hat mich als Hörende sehr mitgenommen. Ebenso schwierig waren für mich jene Situationen zu hören, wenn er auf offener Straße beleidigt und bedroht wurde, weil er queer ist.

Besonders schlimm fand ich allerdings auch, wie sehr ihn die Rolle der Sylvia Likens (Achtung Triggerwarnung für diesen Fall: Folter, Gewalt gegen Kinder, Mord, bitte recherchiert hier nur, wenn Ihr damit klarkommt!!) mitgenommen hat. Ich kannte diesen Fall bereits und er hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Und auch Elliot hat hier quasi die Arbeit mit in die Freizeit genommen und ihn hat diese Rolle sehr fertiggemacht, was ich so gut nachvollziehen konnte! 

Ich habe dadurch, aber auch durch so viele andere Situationen in seinem Leben, die er erzählt, viel gelernt über seine Gefühls- und Gedankenwelt. 

Jeder Mensch ist anders und deshalb lerne ich gerne von verschiedenen trans Menschen, wie es ihnen ergangen ist und ergeht. Ich freue mich darauf, weitere individuelle und persönliche Geschichten von trans Menschen kennenzulernen. 

Jene von Elliot Page hat mich sehr berührt und ich wünsche ihm, dass er seinen Weg unbeirrt weitergeht, aber da mache ich mir eigentlich keine Sorgen, denn aus dem Hörbuch habe ich herausgehört, dass er ein starker Mensch ist, der schon ziemlich schlimme Dinge gemeistert hat.
 
 
Bewertung

*Triggerwarnungen sind meiner Meinung nach wichtig, deshalb werden sie ab sofort in meinen Rezensionen erwähnt, um Leser:innen zu schützen. *HIER* sind meine Gedanken dazu. Um Spoiler zu vermeiden, schwärze ich sie

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